Hormontherapie Prostatakrebs, Hormonbehandlung

Hormontherapie, Hormonbehandlung bei Prostatakrebs, Wirkung und Nebenwirkungen

Wie wirkt die Hormontherapie, wie lange soll man sie machen, welche Nebenwirkungen entstehen, kann ich sie abbrechen, welche Medikamente gibt es? Diese Fragen und noch mehr werden auf der Seite erklärt.

Hormontherapie ist eine systemische Therapie von Prostatakarzinom.
Das folgende Bild (von Hans Krause, publiziert von Springermedizin) zeigt die Zeitleiste der Zulassungen systemischer Therapien.
Abkürzungen: MFS: metastasenfreies Überleben, Zugewinn in Monaten, OS: Gesamtüberleben, Zugewinn in Monaten.

Systemische Therapie bei Prostatakrebs, Hormontherapie

Durch  die viele neuentwickelte Medikamente und  Therapiesequenzauswahl  wird das nicht heilbare metastasierte Prostatakarzinom immer mehr zu einer chronischen Erkrankung.


Bedeutung einer Hormontherapie

Hormontherapie Prostatakrebs, Hormonbehandlung wird auch Hormonentzugstherapie genannt, oder auch Anti-Hormontherapie, Anti-Androgentherapie, Androgenentzugstherapie und auch  Androgen Deprivation Therapie (ADT). 

Androgene sind männliche Hormone, das wichtigste und bekannteste Androgen ist Testosteron. Prostatakrebs braucht für das eigene Wachstum als notwendigen Ernährungsstoff das männlichen Hormon Testosteron.

Hormontherapie ist seit den 1950er Jahren eine Standard-Behandlung für Prostatakrebs.

Begriff Erklärung:

  • Hormon naiv bedeutet: noch nie eine Hormontherapie durchgeführt
  • Hormon sensitiv bedeutet: Patient reagiert auf Hormonentzug.

Bei einer Hormontherapie beim Prostatakrebs wird eine Hormonentzugstherapie oder Anti-Hormontherapie durchgeführt: es wird die Bildung oder Wirkung des Testosterons medikamentös blockiert.

Eine Hormontherapie hält das Tumorwachstum nur für eine gewisse Zeit auf.
Meist nach Jahren der Anti-Hormonbehandlung, kann sich das Tumorgewebe von der Abhängigkeit befreien und selbständig weiter wachsen.
Mit dieser Behandlung ist es leider nicht möglich die Erkrankung zu heilen, lediglich das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen oder zu stoppen.

Alten Männern oder solchen mit einem wenig aggressiven Prostatakarzinom wird oft Hormontherapie nicht empfohlen (starke Nebenwirkungen), sondern geraten, die weitere Entwicklung unter genauer ärztlicher Beobachtung abzuwarten.

Hormonentzugstherapie wird besonders empfohlen
wenn Risiko für einen Rückfall hoch ist:

  • hoher Gleason-Score 8 – 10
  • positiver Schnittrand nach der Operation
  • Tumorwachstum über die Prostatakapsel hinaus, Tumorbefall der Samenblasen und/oder der benachbarten Lymphknoten

Die Prostatakrebs-S3-Leitlinie informiert im Statement 6.16 zur Hormontherapie bei Rezidiv nach radikaler Prostataektomie folgend:
Eine antiandrogene Therapie sollte nur eingesetzt werden bei:

  • PSA-Verdopplungszeit < 3 Monate
  • symptomatischer lokaler Progression
  • nachgewiesener Fernmetastasierung

Mit der Zeit, wenn die Hormontherapie nicht mehr wirkt, beginnen bei den meisten Patienten die Testosteron- und PSA-Spiegel wieder zu steigen. Der Tumor kann dann selbe Testosteron produzieren.

Wenn der Tumor trotz Kastraktionsniveau (Testosteronspiegel ist < 0,5 ng/ml (oder < 1,7 nmol/l) wächst, spricht man über Kastrationsresistentes PCA.  => Kastrationsresistente Prostatakrebs, Definition

Die aktuelle Leitlinie der European Association of Urology (EAU) empfiehlt als Zielwert der chemischen Kastration Testosteronspiegel von unter 0,20 ng/ml (oder 0,7 nmol/l).
Liege der Testosteronwert nicht unter 20 ng/dl (0,2 ng/ml), wird ein Wechsel der Hormontherapie (des Medikaments) empfohlen. 
Der Testosteronwert solle regelmäßig – am besten alle drei Monate – überprüft werden.

!!! Aktuelle Studien zeigen, dass Patienten mit Testosteronwerten unter 20 ng/dL(0,2 ng/ml)  ein längeres, progressionsfreies Überleben aufweisen als solche mit höheren Werten. 

Es gibt zwei Wege das Wachstum hormonell zu beeinflussen:

  1. Antiandrogenen Therapie. Dabei werden Antiandrogene gegeben, die die Andockstellen für Testosteron (Rezeptoren) blockieren. Die Arzneistoffe hemmen die Hormonwirkungen besonders in der Prostata, aber auch in Metastasen. Durch den Überhang der Östrogene kann unter anderem eine unangenehme Schwellung der Brustdrüsen (Gynäkomastie) mit Spannungsgefühl auftreten. Prophylaktisch können die Brustdrüsen bestrahlt werden.
    Die Antiandrogene, auch Androgen-Rezeptor Antagonisten genannt
    werden in Tablettenform eingenommen. Die bekannteste davon sind Flutamid und Bicalutamid (Wirkstoff  Casodex). Flutamid färbt sehr stark den Urin dunkel-gelb.
    Es gibt inzwischen neue Medikament, der viel stärker als Bicalutamid wiren: Ezalutamid – Xtandi. Apalutamid – Erleada und Nubeqa Wirkstoff Darolutamid
  2. Unterdrückung der Testosteronproduktion, Androgenablation
    Medikamente werden je 3 Monate oder monatlich (selten) unter die Haut in den Bauch gespritzt.
    Nebenwirkungen: Schwitzen, Hitzewallungen, allgemeine Schwäche, Muskelabbau, Übergewicht, Osteoporose, Verlust der Potenz und des sexuellen Interesses.

 

Bei weniger aggressivem Krebs, wird meistens Bicalutamid 150 mg täglich angeordnet, die sogenannte 1-fache Hormonbehandlung, hat weniger Nebenwirkungen als die 2-fache Hormonbehandlung.

Bei aggressivem Krebs wird meistens die 2-fache Hormonbehandlung auch als maximale Androgenblockade genannt angewendet: Bicalutamid 50 mg (oder Flutamid) und die 3-Monats Depot-Spritze mit z.B. Eligard (oder Zoladex, Trenantone, …)

Viele Urologen sind der Meinung, dass im Falle, dass Testosteronspiegel unter der Nachweisgrenze bleibt, reicht es nur eine 1-fache Hormonbehandlung mit der 3-Monats Spritze.

Hormontherapie mit Östrogenen bei Prostatakrebs

Östrogene gehörten zu den ersten Substanzen, die in den 60er Jahren für die medikamentöse Kastration (damals als Alternative zur chirurgischen Kastration) eingesetzt wurden. Östrogene blockieren die Testosteron-Bildung auf der Ebene der Hypophyse (Hirnanhangdrüse).

! Vorsicht bei Therapie mit Östrogenen:
– es sind relativ hohe Dosierungen erforderlich.
– es ist mit einer hohen Rate von Komplikationen – Nebenwirkungen verbunden, zu denen Thrombosen, Embolien, Herzinfarkt, Schlaganfall gehören.

Die Therapie wird seit Ende der 1980er Jahren nach Einführung von LHRH-Agonisten wie Leuprorelin und Goserelin nicht mehr praktiziert.

Die Gabe von Östrogen über Medikamentenpflaster kann aber eine Alternative oder Ergänzung zur chemischen Kastration mit LHRH-Ago­nisten sein.

Um die erforderliche Dosis zu erreichen, mussten die Teilnehmer einer in 2013 durcheführter Studie (Lancet Oncology 2013; doi: 10.1016/S1470-2045(13)70025-1) gleich vier Östrogen-Pflaster (mit eine Freisetzung von 100 Mikrogramm/24 Stunden) gleichzeitig aufkleben.
Die Androgenblockade war sehr erfolgreich: Von den 121 Teilnehmern erzielten 111 (92 Prozent) nach 3 Monaten einen Abfall des Testosteron­wertes im Plasma auf unter 1,7 nmol/l, der heute der Zielwert einer chemischen Kastration ist.
In der Vergleichsgruppe von 75 Patienten, die LHRH-Agonisten anwendeten, erreichten 70 (93 Prozent) das Ziel.

 

!!!-Tipp: Welche Anti-Hormontherapie wirkt besser

Durch neue therapeutische Versuche entsteht der Verdacht, dass die Antiandrogene (wie Flutamid, Bicalutamid oder Enzalutamid/Xtandi) mit der Zeit unumkehrbare Mutationen der Krebszellen verursachen. Es kann sinnvoll sein die Behandlung zuerst mit Unterdrückung der Testosteronproduktion zu führen, und erst nach Versagen der Testosteronunterdrückung (einschließlich Zytiga) auf Antiandrogene zu wechseln.
Lesen Sie auch: => Vergleich Hormonbehandlung bei Prostatakrebs

Bei einem fortgeschriitenem Krebs schon bei der Erstdiagnose, bei hohem PSA-Wert wird für die Behandlung (Hormontherapie) Wirkstof Degarelix empfohlen.
Degarelix wirkt sehr schnell, senkt in kurzer Zeit den Testosteronspiegel.

Bei einer längeren Hormontherapie (besonders bei Behandlung mit Zytiga/Xtandi) kann sich Prostatakrebs in eine neuroendokrine Erkrankung entwickeln.
Bei niedrigen PSA Werten können sich Metastasen entwickeln die kaum PSA produzieren.
Diese neuroendokrinen Tumore sind äußerst gefährlich, da sie kaum auf endokrinen Behandlungen reagieren.
Es ist deswegen wichtig während einer Hormonentzugstherapie auch auf folgende Blut-Serumwerte zu achten:

CRP: C-Reactive Protein, ein Entzündungsmarker
LDH: lactate dehydrogenase, kann auch bei körperlicher Überlastung ansteigen
AP: Alkaline phosphatase
NSE: Neuron-specific enolase


Antiandrogene, Androgen-Rezeptor Antagonisten

Antiandrogene blockieren die Testosteron Rezeptoren an den Zellen und verhindern so deren Wirkung. Sie werden als Tabletten verabreicht

Steroidale Antiandrogene: blockieren die Wirkung der Androgene und senken zusätzlich den Testosteronspiegel auf etwa ein Viertel.
Steroidale Antiandrogene vermindern Hitzewallungen, die Gynäkomastie kommt nur selten vor. Am besten untersucht und meistens verabreicht ist das Cyproteronacetat (CPA).
Cyproteronacetat ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Antiandrogene mit Gestagenen und antiandrogenen Eigenschaften.
Wird aktuell von Urologen selten verschrieben.

Nichtsteroidale Antiandrogene: Sie blockieren nur die Wirkung der Androgene. Der Testosteronspiegel kann leicht steigen, bleibt aber meistens stabil. Als Nebenwirkungen kommt häufig zu Schmerzen und Vergrößerungen der Brustdrüse.
Die meist verabreichte nichtsteroidale Antiandrogene sind Bicalutamid und Flutamid.

Entwicklung der Antiandrogene Therapie

Die erste Publikation über Antiandrogene wurde im Jahr 1941 vom Huggins und Hodges präsentiert. 
Die Beschreibung des androgenabhängigen Wachstums von Prostatakrebs-Zellen wurde im Jahr 1966 mit dem Nobelpreis für die beiden Autoren honoriert.

Entwicklung der Antiandrogene Therapie

 

Zuerst wurden Steroidale Antiandrogene entwickelt. Das zuerst entwickelte Cyproteronacetat (CPA) blockt das Dihydrotestosteron (DHT) und das Testosteron am Androgenrezeptor.
Cyproteronacetat und auch weitere steroidale Antiandrogene (Megestrolacetat, Medroxyprogesteronacetat verursachen -allerdings ungewünschte Nebenwirkungen wie den Verlust der Libido und der Erektionsfunktion sowie eine geringe androgene Aktivität, was die Entwicklung nicht steroidaler Antiandrogene vorantrieb.

Nicht steroidale Antiandrogene wurden in den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren entwickelt. Sie richteten sich  selektiver gegen den Androgenrezeptor. Die Auswirkung auf die Libido und die erektile Funktion konnte reduziert werden.
Die ersten nicht steroidalen Antiandrogene der ersten Generation sind Flutamid und Nilutamid.
Im Jahr 1995 wurde Bicalutamid zugelassen.

Aktuell gibt es die dritte Generation von Antiandrogenen, wie Xtandi, Apalatumid, Darolutamid.

Der Anwendung der Antiandrogene der ersten (Cyproteronacetat, Flutamid, Nilutamid) und zweiten Generation (Bicalutamid) wird in der Behandlung von Prostatakrebs zunehmend geringer.
Die effektiveren Antiandrogene der dritten Generation werden die frühen Antiandrogene zunehmend verdrängen. Lediglich im Bereich des nicht metastasierten hormonsensitiven PCA mit höheren Risikoprofil im adjuvanten (ergänzende oder unterstützende Behandlung) Anwendung und zur Flare-up Prophylaxe bei Ersteinsatz eines GnRH-Analogons wird eine Monotherapie etwa mit Bicalutamid noch eingesetzt. 

Unterdrückung der Testosteronproduktion

Es gibt zwei Gruppen von Medikamenten für die Unterdrückung der Testosteronproduktion:

  • mit einer hormonähnliche Wirkung die indirekt die Bildung von Testosteron in den Hoden unterdrücken:
    LHRH-AnalogaLHRH-Agonist (luteinhormone-releasing Hormone) oder auch GnRH-Agonisten, GnRH-Analoga genannt (Gonadotropin-Releasing-Hormon), z.B.:
    Wirkstoff Leuprorelin: Enantone, Trenantone (3-Monats-Spritze), Sixantone (6-Monats-Depot), Eligard,
    Zoladex (Wirkstoff Goserelin),
    Pamorelin, Decapeptyl (Wirkstoff: Triptorelin),
    Profact, Metrelef, Suprecor, Suprefact (Buserelin)

    GnRH-Agonisten werden in regelmäßigen Abständen als Depotspritze unter die Haut gespritzt, meistens jede 3 Monate.

  • mit einer antagonistischen Wirkung die direkt das Signal zur Testosteronbildung in den Hoden hemmen:
    GnRH-Antagonisten, auch LHRH-Antagonisten, GnRH-Blocker, z.B. Firmagon (Degarelix), Abarelix, Centrilex.
    GnRH-Antagonisten werden in regelmäßigen Abständen unter die Haut  gespritzt, keine Depotspritze (eine Depotspritze steht nicht zur Verfügung).
    Firmagon wird nach einer ersten Dosis (Initialdosis) von 2 an getrennten Bauchstellen erfolgenden subkutanen Injektionen von je 120 mg (3 ml) werden im Abstand von jeweils einem Monat weitere 80 mg (4 ml) subkutan in die Bauchhaut verabreicht.
  • Hodenentfernung:  ein operativen Eingriff, der auch als bilaterale Orchiektomie bezeichnet wird. Es wird nur das Hodengewebe entfernt, nicht aber die Hodenkapsel oder der Nebenhoden, oder der Hodensack.
    Nach diesem Eingriff kommt innerhalb von weniger Stunden zu einem Abfall des Testosteronspiegels auf Kastrationsniveau.

GnRH-Antagonisten verursachen im Vergleich zu LHRH-Agonisten weniger kardiovaskulärer Ereignisse, wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit Schaufensterkrankheit).
Es wird daher empfohlen, besonders für Patienten mit Herzproblemen, für die Unterdrückung der Testosteronproduktion GnRH-Antagonisten zu verwenden. Quelle: springermedizin.de/der-urologe-2016-02/6188014.html

Eine unerwünschte Nebenwirkung von GnRH Antagonisten ist oft auftretende starke entzündliche Reaktion an der Einstichstelle.

Ein neues Medikament, Wirkstof Relugolix, ein GnRH-Antagonisten als Tablette wurde schon in USA zugelassen: => Relugolix

Bei einer Therapie mit GnRH-Antagonisten kommt eine Kombination mit Antiandrogenen (2-fache Hormonbehandlung) nicht infrage.

Es ist zu achten, dass der Testosteronspiegel Kastrationsniveau erreicht, je niedriger ist desto besser. Die Höhe von Testosteronspiegel hat Einfluss drauf, wie lange dauert es, bis der Tumor Kastrationsresistent wird.
Ziel Testosteron Wert: < 0,2 ng/ml
Abfall von Testosteron auf Wert <0,5 ng/ml soll innerhalb von 4 Wochen erfolgen
Bei Testosteronwert zwischen 0,2 bis 0,5 ng/ml dauert es statistisch 6,4 Jahre bis Resistenz auftritt.

Wechsel von Wirkstoff

Wenn der Testosteronwert nicht unter 0,5  ng/ml fällt, kann für die Behandlung ein anderes Medikament gewählt werden.
Zum Beispiel, wenn LHRH-Analoga (Trenantone, Eligard, Zoladex, Sixantone, …) nicht wirken, kann man für die Hormontherapie mit  GnRH-Antagonisten (z.B. Degarelix) versuchen.

Wenn Profact (Buserelin) nicht wirkt, kann man versuchen z.B. mit Trenantone (Leuprorelin).

Eventuell mit Pamorelin (Wirkstoff: Triptorelin) versuchen. Triptorelin ist angeblich der am besten wirkende Wirkstoff.

Vorsicht Firmagon: Viele Betroffene beklagen die Nebenwirkungen von Firmigon (Degarelix) Spritze, wie Jucken, Einstiche können etwa einen Tag brennen, auch entzündeten Einstichstellen. Dazu noch: Firmagon soll monatlich gespritzt werden, keine Depotspritze für mehrere Monate.

 

Ziel ist PSA Wert < 0,2 ng/ml
Bei PSA < 0,2 ng/ml das Gesamtüberleben liegt median bei mindestens 75 Monaten
Bei PSA > 0,2 ng/ml   und < 4 ng/ml das Gesamtüberleben liegt median bei ca. 44 Monaten
Bei PSA > 4 ng/ml das Gesamtüberleben liegt median bei  13 Monaten, hier wird empfohlen Patienten mit neu entwickelten Medikamenten zu behandeln (Abiraterone, Enzalutamid) oder auch frühzeitig mit Chemotherapie.

Hitzewallungen, Schwitzen als Nebenwirkungen der Hormontherapie

Zu den haüfigsten und oft sehr belastenden Nebenwirkungen der Hormonblockade sind Hitzewallungen und Schweißausbrüche.

Gegen Hitzewallungen, oder Schwitzen wird empfohlen 2 x täglich jeweils 50 bis 100 mg Cyprotteron Acetat. Cyprotteron Acetat beinhaltet den weiblichen Hormon Gestagen (siehe auch Unten => Gestagene). Diese Empfehlung habe ich vom Prof. Stenzl von Universität Tübingen bekommen.

Ich habe morgens 50mg und abends 100mg genommen, aber wegen den Nebenwirkungen (Abgeschlagenheit) nach ein paar Monaten damit aufgehört.

Laut „Komplementäre Onkologie“ ist Salbei wirksam gegen Nebenwirkungen der Hormonentzugstherapie:
ca. 150mg 3mal pro Tag.

Gegen Abgeschlagenheit und nachlassende Leistung nehme ich Eleu Curarina, 2x 30 Tropfen am Tag. Schon nach einer Woche sind die Nebenwirkungen der Hormontherapie schwächer geworden.
Nach 3 Monaten soll man 1 Monat Pause machen. => Eleu Curaina

Letzte Zeit gegen Depressionen nehme ich Valdoxan (Agomelatin 25mg), der in Kombination mit Tilidin noch stärker wirkt.

 

Gestagene, Progesteron gegen Prostatakrebs

Weibliches Hormon Progesteron wird bei Männern in kleinen Mengen in den Hoden und der Nebenniere produziert.
Angeblich  verringern Gestagene (Progesteron) bei Männern die Menge von aktiven Testosteron und besetzen im Tumorgewebe die Bindungsstellen für dieses Hormon.
So kann Progesteron das Wachstum des Tumors verlangsamen.

Progesteron reduziert in Hoden die Aktivität von Enzym 5-Alpha-Reductase, welches für die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) unterstützt.
DHT, die aktive Form von Testosteron, fördert besonders stark  das Wachstum von Prostatakrebszellen.
Außerdem wurde in Zellkulturen nachgewiesen, dass Progesteron das  Schutzgen p53 aktiviert, das Zellwachstum der Krebszellen hemmt.

!!! Die neuste Erkenntnisse zeigen, dass Tumore Pregnenolon und Progesteron nutzen können, um eigene Androgene (Testosteron) herzustellen.

Im Gewebe kastrationsresistenter Tumore wird gesteigerte Aktivität des Enzyms CYP-17  beobachtet, das in Hoden und Nebennieren wesentlich an der Androgenbildung beteiligt ist.

Tipp: keine zusätzliche Progesteron Einnahme bei kastrationsresistentem Prostatakarzinom.

Wenn Erstlinien Hormontherapie nicht mehr wirkt

Es gibt auch Medikamente zur Behandlung von Prostatakrebs, wenn die standard Hormontherapie nicht mehr wirkt, also bei Kastraktionresistanten Prostatakrebs (CRPC).

  => Zytiga-Abiraterone (Wirkstoff Abirateronacetat) blockiert die Testosteronproduktion nicht nur in den Hoden, sondern auch in den Nebenhoden und im Tumorgewebe selbst. Wird angewendet, wenn die 3-Monats Spritze mit LHRH-Agonisten nicht mehr wirkt.
Wirkstoff Abirateronacetat wird im Körper zu Abirateron abgebaut, einem selektiven Inhibitor des CYP-17 Enzyms.

=>  Enzalutamid, Xtandi ist ein Androgenrezeptor-Signalinhibitor, ein neuer Androgen-Rezeptor Antagonist, der die etwa fünffache Wirkung von Bicalutamid hat.  => Xtandi

Es wird geschätzt, dass zwischen 20% und 40% der Männer mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom auf Abirateron oder Enzalutamid nicht ansprechen. Und fast alle Patienten, die zunächst auf beide Präparate ansprechen, entwickeln im Laufe der Behandlung eine sekundäre Resistenz.

Ein neueres Medikament:
Erleada, Wirkstoff Apalutamide von Johnson&Johnson
Ein Antiandrogen für die Patienten mit nichtmetastasierten kastrationsresistentem Prostatakrebs (m0CRPC), Details siehe hier:  => Apalutamid Erleada

Zytiga oder Xtandi oder Apalutamid ? Vergleich,

 in den Zulassungsstudien ist die Wirksamkeit der beiden antihormonellen Wirkstoffe der nächsten Generation  grob vergleichbar: Abirateronacetat erzielte in der Studie COU-AA-302 gegenüber Placebo (je plus Prednison/Prednisolon) eine Verlängerung des medianen Gesamtüberlebens von 4,4 Monaten.
Enzalutamid verlängerte in der Studie PREVAIL das mediane Gesamtüberleben im Vergleich zu Placebo um 4,0 Monate.

Auch die möglichen Nebenwirkungen sind für die Entscheidung relevant. Bei Abirateron können eher kardiale Probleme (durch das Herz bedingte Ereignisse) auftreten, bei Enzalutamid Fatigue und vermehrte ZNS-Ereignisse wie Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen.

Wie bei den LHRHa und den konventionellen Androgenrezeptor-Blockern bestehe jedoch auch bei den modernen Wirkstoffen das Risiko, dass sich mit der Zeit Anpassungen und Resistenzen entwickelten, die die Wirksamkeit der Behandlung und ggfs. auch die Wirksamkeit von Folgebehandlungen beeinträchtigen könnten.

Da eine Zulassung für Kombinationstherapien der beiden Medikament fehlt, werden sie bei der mCRPC-Therapie oft sequenziell eingesetzt.
Nur von welcher Reihenfolge die Patienten am besten profitieren könnten?

Die Frage kann bisher nicht eindeutig beantwortet werden: es gibt bisher nur wenige Studien bei denen nur wenige Patienten sequentiell behandelt wurden.
Es zeigt sich aber eine Tendenz im  unter beiden Therapielinien:  unter Abirateron danach Enzalutamid zeigte sich im Median 3,8 Monate längere progressionsfreie Überleben als unter Enzalutamid gefolgt von Abirateron.

Weitere Studien: es wird derzeit in einer prospektiven randomisierten Phase-II-Studie bei mCRPC-Patienten nach Versagen der chirurgischen oder medikamentösen Kastration mit LHRHa im Cross-over-Design das Ansprechen der Sequenz Abirateronacetat gefolgt von Enzalutamid – sowie umgekehrt – untersucht.

Wichtig:  Behandlung mit Abiraterone + Enzalutamid  gleichzeitig wirkte in aktuellen Studien schlechter als Abiraterone alleine, haben sich mehr Resistenzen gebildet.
Vermutung: Enzalutamid hat die Resistenzen verursacht.
Empfehlung: Behandlung zuerst mit Abiraterone anfangen.
Idee: zuerst Abiraterone, dann Enzalutamid, dann Chemotherapie, dann kann eventuell Abiraterone/ Enzalutamid wieder wirken.

Apalutamid im Vergleich mit Xtandi

Xtandi verändert Hormonrezeptor Status viel stärker als Apalutamid:
Apalutamid verändert weniger Androgen Rezeptoren, also wiirkt länger.

ODM-201, Darolutamid Nubeqa

in den weiteren Studien und teilweise zugelassen gibt es ein neues Medikament Nubequa Wirkstoff Darolutamid (ODM-201).
ODM-201 bindet an den Androgenrezeptor und blockiert die Funktion des Rezeptors.
Hemmt des Wachstums von Kastration resistentem Prostatakrebs CRPC.
Mehr darüber: => ODM-201

3-fache Hormon Behandlung Prostatakrebs, auch als DHB nach Dr. Leibowitz bekannt

wird nicht gerne von Ärzten angeordnet und ist inzwischen auch bei Prostatakrebs-Betroffenen sehr umstritten. Das dritte Medikament Proskar (Finasterid), oder noch besser Avodart blockiert die Umwandlung von Testosteron in DHT (DHT Dihydrotestosteron ist die biologisch aktivste Form des Testosterons).

Die Dreifache Hormonblockade nach Leibowitz besteht aus einem einmaligen Zyklus von 13-monatiger Dauer und der kombinierten Gabe von einem LH-RH-Agonisten, einem nichtsteroidalen Antiandrogen (wie Bicalutamid) und einem5-α-Reduktase-Hemmer (Proskar). Anschließend erfolgte eine Erhaltungstherapie mit der kontinuierlichen Weitereinnahme des 5-α-Reduktase-Hemmers auf unbestimmte Zeit.

Die Studie von Dr. Leibowitz zur Dreifachen Hormonblockade wurde zwischen 1990 und 1999 durchgeführ und schloss nur 110 Patienten ein.

Hinweis:  Trotz Rezept ist für Avodart (Dutasterid) eine Zuzahlung von ca. 40 Euro im Monat nötig,
für Avodart, das Generika “DUTASCAR” 0,5mg, für 52,87 € auf Rezept ist keine Zuzahlung notwendig.

Die Wirkung von Avodart oder Duodart  am besten mit einem Bluttest auf DHT (Dihydrotestosteron) überprüfen lassen. Es kann ein paar Monate dauern, bis die Wirkung sichtbar ist.

Mit Proskar,  Avodart, Duodart wird eine gutartige Vergrößerung der Prostata behandelt.

In der letzen Zeit entwickelte sich eine neue Form der Hormontherapie: Hemmung bestimmter Enzyme, die Testosteronproduktion in der Tumorzelle blockieren, zum Beispiel ein neuer Blocker des CYP-17 Enzyms.
Neue Antiandrogenen Enzalutamid und Abiraterone zeigen sich effektiv in der Lebensverlängerung, nach dem die Standard Hormontherapie und Chemotherapie nicht mehr wirken.

Fazit: Die Dreifache Hormonblockade DHB nach Leibowitz, die vielleicht noch vor 20 Jahren sinnvoll war, mit dem Einsatz von neuen Medikamenten nicht mehr zu empfehlen ist.

Intermittierende Hormontherapie Prostatakrebs:

Bezieht sich auf die 2-fache oder 3-fache Hormonbehandlung, eine Aussetzung der Therapie, bis PSA-Wert wieder ansteigt. Ziel der intermittierenden Hormontherapie des Prostatakarzinoms ist die Senkung der Nebenwirkungsrate durch Minimierung der Zeit unter der Hormontherapie.

Es ist nicht belegt (ich kenne keine Beweise), dass sich durch eine intermittierende Hormontherapie das Leben verlängern lässt.

! Laut neune Studien (2019) die Intermittierende Hormonblockade verkürzt das Leben median um ca. 6 Monate.
! Intermittierende Hormonblockade nur dann in Betracht ziehen, wenn bei PSA-Anstieg die Verdopplungszeit unter 10 Monaten liegt.

Wann soll ich anfangen, wann beenden? Ich habe mich mit diesem Thema Anfang des Jahres 2012 befasst. Habe mit Ärzten, Professoren, mit einigen Selbsthilfe-Gruppenleiter darüber diskutiert.

Es hat sich eine Antwort herauskristallisiert: beim Anstieg aus dem nicht Messbarem Wert, PSA < 0,03 ng/ml, wird empfohlen mit der Hormontherapie beim PSA um 1 ng/ml zu anfangen, so lange der Tumor noch klein ist.
Andere Möglichkeit ist zu abwarten, bis das PSA den Wert vom 1 ng/ml erreicht und dann eine F18-Cholin PET CT  oder noch besser PSMA-PET machen. Vielleicht die gefundene Krebsherde lässt sich operieren, oder bestrahlen (ich habe so meine Knochenmetastase lokalisiert und die wurde dann bestrahlt) . Anschließend mit der Hormonblockade wieder beginnen.
Leider nicht immer mit PET CT oder PET MRT läßt sich Krebsherde identifiziere, mir sind Fälle bekannt, dass auch bei PSA Wert von 5 nichts nachgewiesen wurde.

Intermittierende Hormontherapie wird besonders empfohlen, wenn nach der primären Entfernung oder Bestrahlung der Prostata der PSA-Wert wieder steigt, aber keine Metastasen feststellbar sind

Meine neusten Erkenntnisse (vom Oktober 2014, Vortrag Dr. Carsten-H. Ohlmann, Uniklinik Saarland):
Keine Intermittierende Hormontherapie bei hoher Tumor Aggressivität und wenn Metastasen nachgewiesen sind.
Währens der Aussetzung der Therapie, wenn Testosteron wieder da ist, können sich neue Metastasen entwickeln und vorhandene weiter schnell wachsen.
Das habe ich auch bei mir selbe festgestellt: in der Therapiepause hat sich eine neue, schnellwachsende und schmerzhafte Metastase in der Wirbelsäule entwickelt.

Auf dem Kongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO) im Jahr 2013 wurden Ergebnisse der großen SWOG-Studie zur intermittierenden Androgenblockade vorgestellt:
– die intermittierende Androgenblockade eignet sich als eine Therapieoption beim nicht knöchern metastasierten, fortgeschrittenen Prostatakarzinom.
– Beim knöchern metastasierten Prostatakarzinom ist die intermittierende Androgenblockade als Standardtherapie ungeeignet, da die Therapie möglicherweise die Überlebenszeit verkürzt.

Intermittierende Therapie wird nicht empfohlen bei:
sehr hohem PSA, bei Vorliegen zahlreicher Metastasen und hohem Gleason-Score.

Dauer einer Hormontherapie ist umstritten. Unter 1 Jahr ist zu kurz, da die Tumorzellen Zeit zum „Aushungern“ brauchen.
Mehr als 2 Jahre oft ist zu viel, da es passieren kann, des männliche Hormon Testosteron nach so langer Pause nicht mehr vom Körper produziert wird. Die beste Dauer für eine intermittierende Hormonblockade sind 18 Monate, oder 15 Monate nach dem Testosteronspiegel das Kastrationsniveau erreicht hat (unter 0,5 ng/ml).

Ob während der Pause täglich Avodart oder Duodart einzunehmen ist, so daß sich die Zeit, bis das PSA wieder steigt verlängert?  wird inzwischen nicht mehr so oft empfohlen.

Zeit bis zum Testosteron Erholung

Die Zeit bis zum Testosteron Erholung nach der Beendigung der Androgenentzugtherapie ist von  der Therapiedauer und Alter des Patienten abhängig.

Bei den meisten Männern nach einer Hormonblockade unter 3 Jahren werden normale Testosteronspiegel innerhalb von 18 Monaten erreicht.
Bei  Männern nach vier oder mehr Jahren Hormonblockade mit LHRH-Agonisten blieben 53% auf Dauer mit Testosteron  auf Kastration Niveau.
Bei Patienten, die die Therapie nach 70 Jahren  begann, nach 4 Jahren Behandlung blieben 78%  auf Kastration Niveau, im Vergleich zu 17% derjenigen, die vor 70 Jahre begonnen.
Schlussfolgerungen

Quelle: Department of Urology, Medical University of South Carolina

Sequentielle Androgenblockade (SAB)

Die Sequentielle Androgenblockade ist eine Variante der Hormontherapie mit zwei Wirkstoffen:

  • Bicalutamid oder Flutamid, zur Blockierung der Androgenrezeptoren auf der Prostatakrebszelle. Somit wird verhindert, dass Testosteron und sein reaktiverer Metabolit DHT an diese Rezeptoren andocken und das Wachstum des Prostatakarzinoms anregen. Noch besser wäre mit Enzalutamid zu versuchen, aber die Kosten dafür sind noch zu hoch
  • Avodart oder Finasterid hemmen das Enzym 5-alpha-Reduktase um die Umwandlung von Testosteron in DHT zu vermindern. Bei fortgeschrittenen Prostatakrebs hat Avodart stärkere Wirkung.

Da es einen direkten Zusammenhang zwischen Tumorlast (bzw. PSA-Höhe) und Ansprechen auf die Sequentielle Androgenblockade gibt, wird empfohled die SAB nur bei ausoperierter Prostata zu anwenden. Welche Dosis von Bicalutamid ist hier optimal, ist schwer zu sagen, je höher, desto mehr von Nebenwirkungen. Mit 50mg anfangen? mit der Zeit auf 100mg erhöhen?
Die Sequentielle Androgenblockade wird besonders (meine persönliche Meinung nach Recherchen im Internet, bitte eventuell mit Arzt klären) empfohlen bei einer intermittierenden Hormontherapie: nur die Depot-Spritze absetzen, was die Nebenwirkungen mindert und verlängert deutlich die Zeit, bis PSA wieder ansteigt.

Hormontherapie plus Chemotherapie mit Docetaxel

Ergebnisse (vom 01.06.2014) einer Phase-III-Studie E3805 mit 790 Männer zeigen, dass die Zugabe von Chemotherapeutikum Docetaxel zur Standard-Hormon-Therapie verlängert das Überleben von Männern mit neu diagnostiziertem hormonsensitiven Prostatakrebs um rund 10 Monate.
Bei fortgeschrittenen, metastasierten Prostatakrebs war der Überlebensvorteil deutlich größer.

Details sind hier zu finden: => hormontherapie-plus-docetaxel

Frühzeitiger Einsatz von Zytiga (Abiraterone) 

Eine frühzeitige Kombination des Androgenentzugs (ADT) mit Zytiga (Abirateron) kann die Überlebenszeiten von Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom verlän­gern.
Details sind hier zu finden: => frühzeitige Einsatz von Zytiga


Bipolare androgene Therapie

eine Testosteron Schocktherapie beim kastrationsresistenten Prostatakrebs: danach eine antiandrogene  Behandlung wieder  ansprach

Amerikanische Wissenschaftler haben nach jahrelanger Grundlagenforschung in einer kleinen Pilotstudie herausgefunden, dass wenn man die resistente Prostatakrebszellen mit unnatürlich viel Testosteron versetzt, unerwartet sterben viele Zellen ab statt sich schneller zu vermehren.

Weiterlesen: =>  bipolare-androgene-therapie

 

Vergrößerung der Brust (Gynäkomastie)

Bei einer 1-facher Hormonbehandlung der Testosteronspiegel bleibt auf normalem Niveau, somit die Nebenwirkungen einer antiandrogegnen Therapie nicht auftreten. Stattdessen kommt zu verstärkter Umwandlung von Testosteron in weiblichen Östrogen. Als Folge ist die Überempfindlichkeit von Brustwarzen mit möglicher Vergrößerung der Brust (Gynäkomastie). Als Vorsorgemaßnahme wird eine Bestrahlung der Brust empfohlen. => Brustbestrahlung

Die Männer, die schon an einer Gynäkomastie leiden, profitieren von einer Östrogenbehandlung mit Tamoxifen. Wissenschaftler vom Deutschen Cochrane-Zentrum in Freiburg haben in einer Metaanalyse die Effekte einer Tamoxifenbehandlung (10 oder 20 mg/Tag) auf die unerwünschten Wirkungen der ADT mit Bicalutamid (150 mg/Tag) untersucht. Im Vergleich zu Kontrollpatienten ohne ADT wurde das Gynäkomastie Risiko nach sechs Monaten Behandlung signifikant verringert:

Tamoxifen für unterdrücken der Nebenwirkungen der Hormontherapie => Tamoxifen

Nebenwirkungen einer Hormontherapie bei Prostatakrebs

Die Nebenwirkungen können bereits innerhalb der ersten drei Monate nach Therapiebeginn auftreten. In der Regel steigen die Nebenwirkungen mit zunehmender Dauer des Hormonentzugs an. Auch nach Absetzen der Therapie kann die antihormonelle Wirkung  andauern bis sich der Testosteronspiegel normalisiert hat.

Die Nebenwirkungen sind auch davon abhängig, welche Art des Hormonentzugs (Testosteron-senkende oder antiandrogene Wirkung) angewendet wird.

Zusammensetzung möglicher Nebenwirkungen:

    • Knochendichte Minderung um bis zu -4%, Osteoporose
    • Muskelmasse Abbau bis -5%, nachlassende Muskelkraft und Griffstärke
    • Fettmasse Zunahme um bis zu +21%
    • Körperliche Fitness Reduzierung um – 7%
    • Kraft Verlust um – 24%
    • Minderung der Lebensqualität
    • Nachlassen der Libido, Potenzstörungen
    • Anstieg des Körpergewichts mit Zunahme des Körperfettanteils
    • chronische Müdigkeit
    • Hitzewallungen und Schweißausbrüche
    • Schlafstörungen
    • Antriebsstörungen
    • depressive Verstimmung
    • Konzentrationsschwäche
  • vermindertes Selbstwertgefühl
  • erhöhte Reizbarkeit
  • Verminderung der Spermienproduktion
  • Verkleinerung des Hodenvolumens,  Abnahme von Penisgröße
  • trockene und spröde Haut
  • verminderter Bartwuchs
  • verminderte Sauerstoffversorgung durch Abnahme der roten Blutkörperchen

Quelle: Keogh et al. (2011) J Pain Symptom (in press)

Behandlung Nebenwirkungen des Testosteronentzugs

Man kann versuchen die negativen Auswirkungen von Hormontherapie mit Testosteronentzug zu mildern:

  • Osteoporose: Bisphosphonate, Denosumab, Vit-D, Calcium, …
  • Anämie: Erythropoetin (EPO): Hormon für die Bildung von Erythrozyten
  • Brustwachstum: vorsorglich bestrahlen, Antiöstrogene, Dostinex, Tamoxifen …
  • Hitzewallungen: Östrogene, Gestagene (Progesteron)
  • Muskelschwund: Aufbautraining
  • Gelenkbeschwerden: Glucosamin, Celebrex (Rezeptpflichtig)
  • Herz- Kreislaufbeschwerden: Aufbautraining, Q10, Statine, …
  • Gewichtszunahme: Diät, kein Zucker, wenig Fett, viel Fisch, …
  • Impotenz/Libidoverlust: Viagra bei Bicalutamid Monotherapie
  • Depression: Agomelatin, eine dem Melatonin verwandte chemische Verbindung

 

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120 Kommentare

  1. Tillyi
    ich habe eine 3-Mt.Hormonbehandlung (firmagon) hinter mir und mein PSA-Wert ist von 194 auf 0,88 zurückgegangen. Eine anschließende PSMA PET CT – Untersuchung ergab, dass keine Streuung des Karzinoms der Prostata erfolgt ist. — Zur Frage, wie die weitere Terapie aussehen soll hat der Urologe der Klinik mir vorgeschlagen, die Hormonbehandlung weiter fortzusetzen, damit auch die Restbestände des Befalls der Lympfknoten abgetötet werden. — In einer 2. Meinung von einem Prof.Dr. wurde mir zu einer OP zur Beseitigung der gesamten Prostata und der Lympfknoten geraten, solange die Reststrahlung noch erkennbar ist, zumal eine der Lympfknoten an einer sehr gefährlichen Stelle liegt. — Hierzu würde ich gerne Ihre fachliche Meinung lesen, auch unter dem Aspekt, dass nach der OP eine wahrscheinliche Inkontinenz die Mobilität erheblich einschränken kann.
    Herzlichen Dank für Ihre baldige Antwort, da die Entscheidung drängt!

    • Hallo,
      leider nennen Sie ihren Alter und den Gleason score nicht. das wäre hilfreicht.
      So ist mir schwer Ihre Frage zu beantworten.

      Die PSMA-PET-CT – Untersuchung ergab, dass keine Metastasen gefunden wurden, nicht wie Sie schreiben „keine Streuung des Karzinoms der Prostata erfolgt ist“. Leider auch PSMA-PET kann vorhanden von Metastasen nicht ausschliessen.

      • S.g. Herr Dr. Jacekw,
        herzlichen Dank für Ihre Rückantwort. Nachstehend die zur Beurteilung wichtigen Fakten:
        – ich bin 77 Jahre,
        – die Gleason score-Werte waren nach eine Biopsie wie folgt:
        (lt. Histopathologischem Befund der Pathologie)
        1., 3. – 7., 9. – 12: Ausgedehnte Infiltrate eines zum Teil gering, zum Teil noch mäßig differenzierten azinären Prostatakarzinoms in den Prostastanzbiopsien bds..
        1. – 12.: Weiterhin atrophes u. postatroph hyperplastisches Prostatagewebe mit fokalem Nachweis einer high grade-PIN. Nachweis einer high grade-PIN.
        Nachweis einer Perineuralscheideninfiltration (Pn1).

        Gradierung zu Einsendungen: 3-6,9,11,12.: G3
        Kombinierter Gleason-Score: Jeweils 8 (4+4)
        ISUP-Graduierungsgruppe: 4

        Graduierung zu Einsendungen 1,4,7,10: G2
        Kombinierter Gleason-Score zu Einsendungen 1,4,10: 7 (4+3(25%))
        ISUP-Graduierungsgruppe: 3
        Kombinierter Gleason-Score zur Einsendung 7: 7 (3+4(20%))
        ISUP-Graduierungsgruppe: 2

        Infiltrationsvolumen: 1. 8,5mm (80%); 3. 8mm (80%); 4. 5mm diskontinuierlich (50%);
        5. 7mm (60%); 6. 9mm (65%); 7. 1mm (20%); 9. 3mm (20%); 10. 2mm (20%); 11. 5mm (40%); 12. 1mm (5%).

        Diese Daten habe ich original vom histopathologischen Befund übernommen und hoffe, dass Sie hiermit ausreichende Infos haben.
        Für eine baldige Rückantwort bedanke ich mich im voraus und verbleibe mit freundlichem Gruß!
        tillyi

      • Hallo,
        zuerst möchte ich betonen, dass ich kein Arzt und kein Dr. bin.
        Ich habe Elektronik studiert. Seit 7 Jahren bin an aggressiven Prostatakrebs erkrankt.
        Ich bin aktiv in der Selbsthilfe Prostatakrebs.
        Zu Ihren Fragen:
        Ihr Prostatakrebs ist aggressiv: Gleason Score 8 (4+4).
        Ich finde gut, dass Sie Firmagon bekommen. Das sollen Sie weiter behalten. Sie sollen aber auch Ihren Testosteronspiegel prüfen lassen. Der solle auf unter 0,2 ng/ml senken, damit die Hormonblockade länger wirkt.
        Die Wahrscheinlichkeit, dass Firmagon nach ein paar Jahren nicht mehr wirkt, ist sehr groß.
        Es gibt aber inzwischen neue Medikamente, die auch danach wirken können.

        Sie sind 77 Jahre. Ihre Prostata ist vermutlich stark vergrößert, die Muskeln sind nicht mehr so stark.
        Die Wahrscheinlichkeit, dass sie nach einer Entfernung der Prostata inkontinent werden und bleiben ist sehr groß.
        Wenn Sie aktuell keine Beschwerden wegen Prostatakrebs haben, würde ich auf die OP verzichten.

        Sprechen Sie die Ärzte über eine andere Option an: eine Bestrahlung der Prostata + Lymphknoten. Es gibt inzwischen Möglichkeiten auch Lymphknoten „an einer sehr gefährlichen Stelle“ zu bestrahlen.
        Es wäre meiner Meinung nach sehr empfehlenswert eine Bestrahlung durchzuführen, da Sie sehr hohen PSA-Wert hatten.
        Viele Grüße, Jacek Wojcik

  2. Hallo jacekw,
    mein Vater hat nun seit gut 1,5 Monaten seine Chemo in Kombination mit Hormontherapie hinter sich, er bekommt eine Depotspritze für 3 Monate. Sein PSA Wert ist sehr niedrig (<0,4). Beim letzten MRT wurden keine aktiven Krebszellen entdeckt.Die Chemo selbst hat er gut vertragen, aber nun gehen die Nebenwirkungen der Hormonbehandlung los ( Glieder- & Gelenkschmerzen, sehr starke Muskelschmerzen wie ein wahnsinniger Muskelkater, einschlafende und zeitweise taub bleibende Finger und teilweise große Schlappheid, trotz viel Bewegung ). Die Schemrzen sind Abend und Nachts teilweise unerträglich, so dass er lange Zeit schon nicht mehr durchgeschlafen hat.
    Ihm wurde jetzt eine Hyperthermie angeboten, welche er aber selbst zahlen soll!!! Ist diese Therapie überhaupt sinnvoll? Die Meinungen gehen ja da stark auseinander.
    Was kannst du eventl. gegen die starken Muskelschmerzen und einschlafenden Finger raten? Tilidin nimmt er wohl schon.

    Ich hatte damals schon in anderen Berichten, Fragen an dich gestellt und konnte mit den Antworten gut was anfangen, dafür danke ich dir.

    • Hallo Gaschi84,
      Ich würde mit Vitamin B und Magnesium versuchen. Sonst mit dem Arzt sprechen und ein anderes Medikament mit anderen Wirkstoff versuchen.
      Ich nehme Aspirin gegen Muskelschmerzen.
      Hyperthermie verursacht keine Wunder, ist aber empfehlenswert.
      Eine ganzkörperhyperthermie wird in einem Anthroposophischen Krankenhaus von KK bezahlt, bei einem Aufenthalt von Ca. 1 Woche. Z.B in Klinik Öschelbronn

      • Danke für die schnelle Antwort. Kennst du die Probleme mit den einschlafenden Händen? Welche Therapie ist denn noch zu empfehlen, wenn zur Zeit alle Krebszellen inaktiv sind? Ist auf jeden Fall eine ganzkörperhyperthermie sinnvoll oder ist auch eine lokal begrenzte empfehlenswert?
        Wieviel und in welcher Dosis nimmst du Aspirin?

        Danke für die Antworten

      • Ich nehme Aspirin bei Bedarf, meistens 1 bis 2 Tabletten am Tag, je 500mg.

        Lokale Hyperthermie will die Krankenkasse nicht bezahlen, die Gazkörperhyperthermie wirkt besser für den ganzen Körper und wird (in einem anthroposophischen Krankenhaus) von der KK bezahlt.
        Meine Hände schlafen auch oft ein, ich ignoriere es. DU kannst aber deinen Hausarzt fragen, es gibt viele mögliche Ursachen

  3. Manfred Mueller-Klug

    Prostata OP 2007, 2013 Strahlentherapie da PSA 1,25, 11/2016 PSA 2,99, 01/2017 PSA 3,29 06/2017 plötzlich 6,08. 02/2017Ganzkörperskelettszitigraphie OK, Becken CT OK Soll ich jetzt mit der Hormonbehandlung beginnen? Habe noch keine Beschwerden. Oder reicht Bicalutamid 50mg.

    • Ihr PSA-Wert steigt jetzt sehr schnell. Wenn Bicalutamid, dann 150mg. 50mg ist zu wenig, wird eher gleichzeitig mit der Depot-Spritze angewendet.
      Wenn Bicalutamid nicht ausreicht, dann können Sie mit der Depot-Spritze anfangen.
      Ich persönlich bevorzüge diese Spritze, wirkt einscheinend stärker.

      Eine Skelettszintigraphie ist sehr ungenau. Besser wäre eine PSMA-PET-CT untersuchung.

  4. Hallo, ich finde diese Seite sehr informativ und hilfreich.
    Ich bin 72 Jahre und eigentlich top fit. Bei mir ist jedoch im Februar 2017 ein Prostatakrebs diagnostiziert worden und durch MRT und Biopsie bestätigt worden. Der Gleason Faktor ist 7b, PSA-Wert 8,05 (bzw. 10,4) Im MRT wird ein Status (cT3b, cN0 cM0) beschrieben. Im Skelett Szintigramm sind keine Metastasen gefunden worden.
    Ich schwanke noch zwischen radikaler Prostatektomie und perkutaner Bestrahlung (Mitte Juni). Falls ich mich für die Operation entscheiden sollte stelle ich mir die Frage ob ich die Zeit bis zur OP durch Hormonentzugstherapie mittels Bicalutamid überbrücken sollte wie mir mein Urologe empfohlen hat. Ich fürchte die starken Nebenwirkungen.
    Vielen Dank für einschlägige Erfahrungen und Ratschläge.

    • Hallo,
      die Idee mit Bicalutamid ist sehr gut, wird auch in der kurzen Zeit kaum Nebenwirkungen verursachen.
      Wenn Sie sich für die Bestrahlung entscheiden, lassen Sie auch die Brustdrüsen bestrahlen (gegen Brustwachstum durch Hormontherapie)

  5. Hallo, bin 49 Jahre, wegen Knochenmetastasen nach Prostatektomie (04/2016) bekomme ich seit 24.02.17 Hormontherapie mit 4 Wochen Bicalutamid und Enantone/Trenantone. Nach 4 Wochen war der Testosteronwert auf 0,52 ng/ml gesunken. Nach 11 Wochen wieder hoch auf 5,2 ng/ml. Der PSA ist zwar nach 11 Wochen von 5,4 auf 0,8 gesunken, aber immer noch zu hoch. Selbst der Urologe versteht nicht (!!), warum der Testosteronwert wieder im Normalbereich ist. Was soll ich nur tun?!
    VG Michael

    • Hallo,
      wenn Trenantone (Wirkstoff Leuprorelinazetat) nicht wirkt, können Sie mit anderem Medikament probieren, z.B. mit Pamorelin (Wirkstoff Triptorelin), oder Suprefact (Buserelin).
      Es gibt auch noch eine andere Gruppe von Medikamenten, die Testosteronproduktion senken: GnRH-Antagonisten, z.B. Firmagon (Degarelix).

      So lange der Testosteron noch messbar ist, nehmen Sie Bicalutamid weiter, am besten wäre 150mg am Tag.

      Zusätzlich Monatlich Xgeva Spritze, gegen Knochenmetastasen-Wachstum und Vitamin D3
      VG Jacek

      • Hallo und Danke, der Testosteronwert ist inzwischen auf 6,5 gestiegen und PSA wieder auf 3,5. Erste Sahne! Jetzt nehme ich wieder für 4 Wochen Bicalutamid 50 mg und Freitag gibts wieder eine Trenantonespritze. Ist jemanden eine Studie bekannt oder gibt es Erfahrungen, dass Trenantone bei Patienten nicht ausreichend wirken könnte. Der Urologe und der Krebsinformationsdienst wissen von nichts. Danke! VG Michael

      • Es ist bekannt, dass Trenantone meistens sehr gut wirkt. Jeder Mensch ist aber anders und manchmal wirkt nicht. Deswegen gibt es für die Blockade von Testosteronproduktion auch andere Medikamente.

  6. prostatakarzinom PSA 24 und Gleason 9 im Dezember 2015 nicht nervschonend operiert. Da der PSA sich innerhalb des Jahres 2016 immer wieder verdoppelt hat wurde im November 2016 PSA 5,9 mit Bicatulamid 150mg begonnen. Leider scheint diese Therapie überhaupt nicht zun greifen. Jetzt April 2017 ist der PSA 17,0. Jetzt erst soll mit der 3-Monatsspritze begonnen werden. Ich bin 61 Jahre und fühle mich gesundheitlich top fit. Hat jemand Erfahrung mit alternativer Krebstherapie Vitamin B 17( Leatril/Amygdalin) mit Ernährungsumstellung und ggfls. einen Arzt empfehlen der damit therapiert.
    Im voraus vielen Dank für Rückmeldungen

    • Da Ihr Prostatakarzinom sehr aggressiv ist, werden die alternative Krebstherapien nicht anschlagen (habe selbe mehrere ausprobiert, auch B17, Canabis, …).
      Über die Ehrnährung können Sie hier nachlesen: http://prostatakrebs-tipps.de/ernaehrung/

      Hoffentlich wird die 3-Monatsspritze greifen.

      Sie können bei anthroposophischen Ärzten versuchen zusätzliche Therapien zu machen, zum Beispiel Mistel und Hyperthermie.

  7. Hallo, ich bin 49 Jahre jung. Bei mir wurde jetzt ein prostatkarzinom mit Metastasen an den Knochen, gleason 5,4 und psa 400 festgestellt. Behandlung ist Tabletten Bicadex für ca 10 Tage und jetzt die 3Monatsspritze GnRH. Jetzt habe ich noch vom Urologen, der leider wenig Zeit für mich hat, eine weitere Therapie Alpharadiu vorgeschlagen bekommen. Habe aber gelesen, dass diese sinnvoll, wenn Karzinom resitstent gegen den Hormonentzug wird. Wären denn jetzt Bestrahlungen an den Knochenmetastasen sinnvoll? ? Danke für Ihre Antwort.

    • Es sieht so aus, dass Ihr Urologe alles richtig macht.
      Bestrahlung ist gut, aber wenn sich schon mehrere Knochenmetastasen gebildet haben, besonders wenn sie Schmerzen verursachen, ist Xofigo (Alpharadin) die beste Option. Bestrahlen können Sie auch danach, wenn nötig.
      Xofigo wirkt in dem ganzen Skelett, auch auf die unsichtbaren Knochenmetastasen.

    • Dr. med. xxx.xxx (Facharzt für Nuklearmedizin und Innere Medizin)

      Hallo Günter,

      mit Alpharadin meint Dein Urologe Radium-223-Dichlorid (Xofigo(R)). Es ist eigentlich erst nach Versagen der 3-Moants-Spritze, d.h. bei hormonresistentem Prostatakarzinom zugelassen(also bei erneutem Anstieg des PSA-Wertes). Die Behandlung wird vom Nuklearmediziner ambulant durchgeführt und ist sehr gut verträglich, reduziert meist die Knochenschmerzen sehr gut und kann die Knochenmetastasen erheblich zurückdrängen. Ich habe Patienten, die noch am gleichen Tag nach der ambulanten Spritze ohne Probleme weiter arbeiten.

      Nicht jeder Nuklearmediziner würde aber in Deinem Fall bereits mir der Radium-223-Therapie beginnen, denn Du bist (wie Du richtig anmerkst) noch nicht „hormonrefraktär“ und Deine Krankenkasse würde die Kosten eventuell nicht übernehmen.

      In Deinem Fall (erst 49 Jahre) würde ich die Notwendigkeit einer raschen Behandlung der Knochenmetastasen mit Radium-223 und die Möglichkeit einer Kostenübernahme mit der Krankenkasse besprechen. Am besten legst Du die schriftliche Empfehlung Deines Urologen der Krankenkasse vor. Wenn die in deinem Fall zusagt, könntest Du auch einen Nuklearmediziner finden, der sich nicht ziert, Dir diese Behandlung zu geben.

      Ich hatte einen ähnlichen Fall wie Deinen und der Patient, der zu Anfang bereits mit sehr ausgedehnten Knochenmetastasen kam, ist nach 6 x Radium-223 nun seit fast 3 Jahren in kompletter Remission (also ohne nachweisbare Metastasen). Er möchte jetzt wieder anfangen zu arbeiten. Ich hätte Ihn gerne noch mit einer PSMA-Therapie (siehe unten) nachbehandelt, aber er ist zufrieden und bekommt weiterhin noch antihormonelle Therapie.

      Solch ein Fall ist aber selten, denn Radium-223-Dichlorid wird normalerweise einmal monatlich über 6 Monate gegeben und meine Erfahrung ist, dass die ersten 3 Behandlungen am wirksamsten sind. Entweder hat man nach 3 Monaten die Knochenmetastasen weitgehend zerstört oder man muss sich bei unzureichender Wirkung eine andere Strategie überlegen.

      Daher mache ich am liebsten vor Beginn mit Radium-223 eine PSMA-PET/CT und nach 3 x Radium-223 eine Kontrolle mittels PSMA-PET/CT. Mit einer PSMA-PET/CT kann man die Metastasen am besten sehen und den Behandlungserfolg beurteilen (CT und MRT reichen nicht!)

      Wenn man auf blauen Dunst 6 x Radium-223 gibt, kann man am Ende eine böse Überraschung erleben, denn in 6 Monaten können sich Lymphknotenmetastasen ausgebreitet haben (auch trotz antihormoneller Therapie).

      Ich habe daher angefangen, nach 3 x Radium-223 die Behandlung auf 1-3 x Lutetium-177-PSMA-617 umzustellen, wenn die PSMA-PET/CT eine gute PSMA-Bildung auf den Tumorzellen zeigt. (Man prüft also vorher, ob die Therapie bei Dir wirken wird oder nicht.)

      Mit der anschließenden PSMA-Therapie kann man auch die restlichen Metastasen erwischen, die man mit Radium-223 nicht erreicht (also z.B. Lymphknotenmetastasen). Das Mittel ist zwar noch nicht offizielle zugelassen, die Kosten werden aber bereits an einigen Kliniken von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen als neue Behandlungsmethode übernommen.

      Aber auch hier gilt: Da Du gerade erst mit der antihormonellen Therapie begonnen hast, bist Du noch nicht „hormonrefraktär“ und kannst die Therapie eigentlich nicht bekommen und müsstest sie zuerst von einem damit erfahrenen Nuklearmediziner, der das machen würde, bei Deiner Krankenkasse beantragen lassen.

      Bei einem Alter von 49 Jahren sollte man aber alle Hebel in Bewegung setzen und keine Mühe scheuen. Denn mit einer antihormonellen Therapie kann man Metastasenwachstum nur hemmen. Man kann damit aber keine Metastasen zerstören. Mit Strahlentherapie erwischt man immer nur einen Teil der Metastasen und riskiert Nebenwirkungen. Mit der Chemotherapie riskiert man erhebliche Nebenwirkungen, so dass viele Patienten (gerade Selbständige) ihre Existenzen aufgeben müssen.

      Mit 3 x Radium-223 habe ich schon sehr beachtliche Erfolge erzielt. Ich habe Selbständige und Unternehmer, die bereits nach 1 x Radium-223 keine Knochenschmerzen mehr hatten und wieder arbeiten. Und nach der 3. Radium-223-Spritze waren teilweise schon kaum noch Knochenmetastasen nachweisbar. Es gibt aber auch Fälle wo das Radium-223 versagt. Dann nützt auch keine 4.-6. Therapie mehr und man muss auf die PSMA-Therapie (oder Chemo etc) umstellen.

      Wenn man Radium-223-Dichlorid und Lutetium-223-PSMA-617 hintereinander kombiniert, kann man meines Erachtens theoretisch alle Metastasen (und sogar den Ursprungsherd in der Prostata erwischen). Einige meiner Patienten haben jetzt keine erkennbaren Metastasen mehr und haben nicht einmal mehr eine antihormonelle Therapie, die ja auch einige Nebenwirkungen hat.

      Einer meiner Patienten ist 80 Jahre, hat seit 1 Jahr keine Metastasen mehr und auch keine Therapie mehr. Es geht ihm gut und er geht nur noch zur PSA-Kontrolle.

      So ein Erfolg gelingt sicher nicht immer und bisher wird angenommen, dass solch ein Behandlungserfolg maximal 1 Jahr anhält. Meines Erachtens müsste es aber möglich sein, die Metastasen auch langfristiger zu beseitigen, wenn man klug vorgeht. Ich hoffe, dass das bei meinen Patienten, die ich so behandelt habe, wenigstens in einem Teil der Fälle gelingen wird.

      Leider muss man als Patient sehr um diese Therapien kämpfen. Meist wird einem zuerst Strahlentherapie und Chemotherapie empfohlen. Informier dich also gut und setzt Dich für Deine Rechte als Patient ein. Was wir oft vergessen: Die S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom sagt, dass der Arzt bei der Aufklärung die Autonomie des Patienten anerkennen muss (Siehe , Anmerkung zu 5.1, Seite 83).

      Mit anderen Worten: Es ist Dein Körper und Du hast ein Recht darüber zu entscheiden, welche Therapie Du möchtest.

      Bitte bedenke aber auch: Die Therapie des Prostatakarzinoms ist gerade sehr in Bewegung und ich vertrete hier nur meine persönliche Erfahrung aufgrund sehr vieler Behandlungen, die ich gemacht und genau beobachtet habe. Du wirst aber viele andere Ansichten hören, vor allem, dass man nicht von den Empfehlungen der Leitlinie abweichen darf. Sie enthält aber viele offene Fragen und Unsicherheiten (siehe dort). Und ich glaube nicht, dass die Leitlinie eine in Beton gegossene heilige Schrift ist, sondern dass individuelle Abweichungen im Interesse der Patienten und neue Therapien (wenn man wie bei Radium-223 und PSMA-Therapie sogar vorher deren Wirksamkeit bei jedem Patienten individuell prüfen kann) möglich sein müssen.

      Herzliche Grüße und viel Erfolg!

      • Sehr geehrter Herr Dr. ?,

        wäre es möglich, Sie telefonisch oder per Email zu kontaktieren um sich weiter über die Thematik auszutauschen? Bin selbst Patient und Kollege.

        VIELEN DANK!

      • Herr Doctor,

        Ihre Erklärung ist sehr imformativ. Es wäre schon, dass wir uns bei Ihnen ärztlich vorstellen können.

        Mfg

      • Sehr geehrter Herr Dr. ?,
        ist es möglich das ich bei Ihnen so eine Therapie machen könnte. wenn ja, wie bekomme ich Ihre kontakt Daten.
        Danke

  8. Hallo, welche Info haben Sie zu lu 177 therapie , steht noch nicht in der Leitlinie.

  9. Vor 6 Monaten wurde nach einem PSA Anstieg auf 14 eine Biopsie durchgeführt mit dem Ergebnis GL 5+4. Ein PSMA PET ergab keine Metastasen bzw. Lymphknotenbefall. Stadium cT2c cN0 cM0 GIII.
    Als Behandlung erfolgte eine perkutane IGRT Bestrahlung mit 37x2Gy sowie eine Hormontherapie mit 3-Monatsspritze Trenantone(zwei bereits bekommen). Letzter PSA vom Dezember war 0,47µg.Da ich auch kardiovaskuläre Vorerkrankungen habe (KHK, 3-fach Bypass)ist meine Frage, ob ich die Hormontherapie unterbrechen kann(soll) und ev. auf intermittierende HAT umsteigen könnte.

    • Hallo,
      PSA von 0,47µg? µg/l? oder 0,47 ng/ml.
      In jedem Fall 6 Monate Hormontherapie ist zu kurz, um sie zu unterbrechen. Es solle länger als 12 Monate sein, da die Tumorzellen Zeit zum “Aushungern” brauchen.
      Außerdem bei Gleason score von 5+4 (sehr hohe Aggressivität von Tumor) wird eher empfohlen auf eine intermittierende Hormontherapie zu verzichten.

      Da bei Ihnen bei PSMA-PET keine Metastasen festgestellt wurden, kann sich vielleicht lohnen die Hormonblockade zu unterbrechen, um zu prüfen, ob die Bestrahlung erfolgreich war.

      Trenantone gehört zu der Gruppe von LHRH-Agonisten. Bei kardiovaskulärer Ereignissen werden aber Medikamente aus der Gruppe von GnRH-Antagonisten empfohlen, zum Beispiel Firmagon (Degarelix), Abarelix, Centrilex.

      • Danke für die rasche Antwort. Nachtrag: PSA Einheit war 0,47ug/l. und Alter 72 Jahre. Da die nächste Überprüfung der Blutwerte ansteht, werde ich mich dann je nach Ergebnis über die weitere Vorgangsweise entscheiden. Kann ein Umstieg von Trenantone auf GnRH-Antagonisten problemlos erfolgen?

      • Ein Umstieg von Trenantone auf GnRH-Antagonisten wird vermutlich problemlos erfolgen, sicher bin ich mir jedoch nicht

  10. hallo

    habe die hormonbehandlung abgesetzt.wann mus der psa wert gemessen
    werden in welchem zeitabstand .
    wie hoch darf der wert sien.

    gruß fredi

    • Hallo,
      bei jedem Mensch kann es anders sein. Nach meiner Erfahrung haben Sie jetzt mindestens 6 Monate Zeit, bis das Testosteron wieder steigt.
      Vorher brauchen Sie auch nicht den PSA-Wert zu testen.
      Ich denke, 3-monatliche Zeitabstand wird ausreichend. Lassen Sie aber auch den Testosteronspiegel messen.

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