Last Updated on 2. November 2016 by Jacek
Welche Hormonbehandlung wirkt besser?
Vergleich Antiandrogene und medizinische Kastration
Eine Therapie mit Antiandrogenen ist weniger wirksam als eine medizinische Kastration (Androgenablation) bei Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs
Hormontherapie oder Hormonbehandlung bei Prostatakrebs, wird auch als Anti-Hormontherapie oder Anti-Androgentherapie genannt. Androgene sind männliche Hormone, wobei das bekannteste Androgen ist Testosteron. Prostatakrebs braucht Testosteron für das eigene Wachstum als notwendigen Ernährungsstoff.
Es gibt zwei Wege das Wachstum hormonell zu beeinflussen:
- Mit antiandrogenen Therapie. werden die Andockstellen für Testosteron (Rezeptoren) blockieren. Durch den Überhang der Östrogene kann unter anderem eine unangenehme Schwellung der Brustdrüsen (Gynäkomastie) mit Spannungsgefühl auftreten.
Die bekannteste nichtsteroidale Antiandrogene sind Flutamid und Bicalutamid (Wirkstoff Casodex). - Unterdrückung der Produktion von Testosteron, Androgenablation, medizinische Kastration: Medikamente werden je 3 Monate oder monatlich (selten) unter die Haut in den Bauch gespritzt. Die Behandlung ist mit belastenden Nebenwirkungen verbunden.
Ein Vergleich den beiden Behandlungsmethoden wurde jetzt im „BJU International“ publiziert, auf Basis von Cochrane Review published in the Cochrane Database of Systematic Reviews (CDSR) 2014, Issue 6.
In die Analyse wurden elf randomisierte kontrollierte Studien untersucht. Alle 3060 Teilnehmer waren an Prostatakrebs in fortgeschrittenen Stadien erkrankt.
Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom gewinnen dadurch aber mehr Lebenszeit als durch eine Monotherapie mit nichtsteroidalen Antiandrogenen.
In sechs Studien erfasste das Gesamtüberleben war signifikant verkürzt, wenn nicht die Testosteron Konzentration gesenkt, sondern lediglich Rezeptoren blockiert worden waren.
Patienten die nur mit Antiandrogenen (Bicalutamid, Flutamid) behandelt wurden hatten in der Nachbeobachtungszeit von bis zu sechs Jahren eine um 24% höhere Mortalität.
In einer Subgruppenanalyse (drei Studien) bestätigte sich dieser Unterschied bei Patienten mit metastasierten Karzinomen.
Bei Patienten ohne Metastasen war das Gesamtüberleben bei beiden Behandlungsmethoden ähnlich lang.
Unter den Antiandrogenen wurde nach einem Jahr, nach 70 Wochen und nach zwei Jahren signifikant häufiger eine klinische Progression festgestellt, kam es auch häufiger zu einem Therapieversagen. Gegenüber den anderen Verfahren war das relative Risiko (RR) um 25%, 26% bzw. 14% erhöht.
Eine Behandlung mit nichtsteroidalen Antiandrogenen wurde außerdem wegen starken Nebenwirkungen häufiger abgebrochen; gegenüber der Androgenablation war die Quote um 82% erhöht.
Die häufigste Ursache für den Abbruch waren insbesondere Brustschmerzen und Gynäkomastie. Unter den Vergleichstherapien traten häufiger auf.
Fazit
Eine Monotherapie mit nichtsteroidalen Antiandrogenen anstelle einer medizinischen oder chirurgischen Kastration bei Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs ist weniger wirksam im Hinblick auf Gesamtüberleben, klinische Progression, Therapieversagen und nebenwirkungsbedingte Behandlungsabbrüche.
Besonders ausgeprägt sind diese Unterschiede bei Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom.
Quelle: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/bju.13026/abstract
!!! Zusatzinfo:
Durch neue therapeutische Versuche entsteht bei den Forschern der Verdacht, dass die Antiandrogene (wie Flutamide, Bicalutamide oder Enzalutamide) unumkehrbare Mutationen der Krebszellen auslösen/ausselektieren. Deswegen kann es sinnvoll sein die Behandlung zuerst mit Unterdrückung der Testosteronproduktion zu führen, bis die medikamentöse Testosteronunterdrückung nicht mehr wirkt.
Auf Antiandrogene erst nach Versagen der Testosteronunterdrückung (einschließlich Zytiga) zu wechseln.
Hallo, bin neu hier aber ich melde mich wenn ich neues weiss