Übertherapie bei Prostatakrebs vermeiden

Last Updated on 10. April 2018 by Jacek

 Übertherapie bei Prostatakrebs vermeiden

Die Therapie eines Prostatakarzinoms richtet sich vor allem nach seiner Ausdehnung, seiner Differenzierung und dem Alter des Ultraschall prostataPatienten.

Es wird berichtet (Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr in Heidelberg), dass um unnötige Belastungen für den Patienten durch eine „Übertherapie“ zu vermeiden, treffen die Urologen und Onkologen Entscheidung für die Behandlung der Patienten auf der Basis von Dauer der Lebenserwartung:

  • Beträgt die natürliche Lebenserwartung des Patienten mehr als 10 Jahre, sollten Früherkennung und Diagnose bis hin zur Biopsie gemacht werden. Hier wäre eine heilende Therapie möglich.
  • Liegt die Lebenserwartung bei zehn Jahren oder darunter, kann auf belastende Untersuchungen (z.B. Biopsie) und Therapie wie radikale Prostataektomie oder Bestrahlung verzichtet werden. Jede aktive Behandlung vermindert die Lebensqualität, hat Nebenwirkungen.

 Beim Auftreten von bedrohliche Beschwerden vor können sanftere Behandlungsmethoden angewendet werden. Radikale Therapien würden die Lebenserwartung kaum verlängern.
Durch den Befund  Krebs zu haben würde der Patient  unnötig verunsichert und beängstigt.

Besonders bei älteren Männern stellt sich die Frage:

  •  Möchte ich die restlichen Jahre noch möglichst unbeschwert leben, auch wenn ein Verzicht auf Diagnose und Behandlung mein Leben ein wenig verkürzen könnte?
  • Will ich meine Lebenszeit vollständig ausschöpfen, auch um den Preis von Einschränkungen der Lebensqualität?

Die Ärzte sollen die Patienten auf Konsequenzen einer Biopsie hingewiesen und ausdrücklich Einverständnis des Patienten verlangen.

Beim Tumorwachstum sollte man die Hormonbehandlung mit Pausen (intermittierend) durchführen, um die Krankheitsausbreitung möglichst lange auszudehnen. Die Hormone werden so lange gegeben, bis der PSA-Wert in den Minimalbereich absinkt.  Dann wird die Behandlung so lange eingestellt, bis der PSA wieder zu steigen beginnt und fortgeführt, bis er wieder absinkt. Diese intermittierende Hormonblockade verringert auch die Nebenwirkungen.

Eine Chemotherapie kann nur dann versucht werden, wenn die Hormonbehandlung keine Wirkung mehr zeigt. Die Chemotherapie hat bei einem relativ langsam wachsenden Prostatakrebs kaum eine Wirkung.

Eine mögliche, sanftere Behandlungsmethode ist hochintensiv fokussierter Ultraschall (HIFU), eine Methode die die Potenz und Blasenfunktion weitgehend erhalten lässt.

Eine noch schonendere Methode ist Abwarten und Beobachten – Watchful Waiting
Die Erkrankung wird erst dann behandelt, wenn sie Symptome verursacht, meistens nur  palliativ (begleitend), nicht mehr kurativ (heilend).
Es ist jedoch dabei wichtig  den PSA-Wert halbjährlich prüfen lassen.

Bei nicht aggressiven Tumor, bei Gleason Score bis 6 und nicht wachsendem PSA Wert ist es auch nicht notwendig eine aktive Behandlung zu starten, die die Lebensqualität deutlich verschlechtert.
 In Abständen von 3 bis 6 Monate sind Kontrolluntersuchungen durchzuführen, wie PSA, Ultraschall, Rektale Tastuntersuchung und auch die unangenehme aber notwendige Biopsie.
Die Methode nennt sich Aktive Überwachung, active surveillance
Nach S3-Leitlinien anwendbar bei PSA  bis 10 ng/ml, Gleason score bis 6, T1c-T2a. Kontrolle um die 2 Jahre lang, alle 3 Monate mittels PSA und Tastuntersuchung, bei stabilem PSA dann alle 6 Monate, Biopsie alle 12 bis 18  Monate.


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Über Jacek

Ich bin Jacek, in 2 Selbsthilfegruppen: Ostfildern und Bietigheim und Umgebung. Ich bin seit 2010 an Prostatakrebs erkrankt, operiert, Metastasen. Mehr über mein Prostatakrebs: https://myprostate.de/.
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2 Kommentare

  1. Mein Mann hatte nach Chemo einen PSA-Wert von 1.03 – 3 Monate hielt der Erfolg an – jetzt liegt der PSA bei 67. 3Monatsspritze Leuprone und zusätzlich Bitaculamid. Seit 2 Monaten nimmt er Bitaculamid und die PSA Werte sind auf 4 auf 10 auf 67 innerhalb dieser Zeit gestiegen. Bitaculamid daraufhin abgesetzt. Was versagt denn hier? Die Spritze oder das Bitaculamid? Spritze gibts seit März 2016.Jetzt Rezept für Enzalutamid erhalten, aber noch nicht genommen. Besteht die Gefahr, dass durch Enzalutamid der PSA-Wert noch weiter steigt? Als nächstes ist eine PSMA-Therapie am UKM angedacht. Wie sollen wir uns verhalten? Urologe und Onkologe sind im Urlaub.

    • Hallo,
      es sieht so aus, dass bei Ihrem Mann das Prostatakarzinom inzwischen kastrationsresistent ist.
      Ich vermute, dass der Testosteronspiegel unter 0,5 ng/ml liegt (ein höherer Wert würde bedeuten, dass Leuprone nicht ausreichend wirkt).

      Ich würde Bicalutamid nicht mehr nehmen, die Leuprone weiterhin spritzen lassen.
      Sofort mit Enzalutamid anfangen, 160 mg am Tag, als Einzeldosis: 4 Kapsel.

      PSMA-Therapie wird erst sinnvoll sein, wenn Enzalutamid den PSA-Wert nicht senkt.

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